Skipper

Johannes Erdmann, 1985 in der Nähe von Wolfsburg geboren, begann erst im Alter von 11 Jahren mit dem Segeln auf dem kleinen, nur 1 km langen Allersee. Schon nach der ersten Saison und seinen ersten Opti-Regatten erkannte er, dass das Wettsegeln mit den anderen Kindern nicht "seine" Art des Segelns ist. Es zog ihn schon damals eher zum Fahrtensegeln, bei dem man ferne Länder erkunden kann und dabei sein Zuhause immer bei sich hat - und so konstruierte er im folgenden Winter ein Kajütdach die Optimistenjolle, um damit auf Langfahrt zu gehen.

Sein erstes Boot, eine 3,75 m lange Jolle für 500 DM, bekam er mit 13 Jahren nach einer Wette mit seinem Vater. Im folgenden Sommer brachte er ihm und seinem Onkel das Segeln in der Jolle bei. Zusammen kauften sie sich im Jahre 2000 das erste kleine, 5,60 m lange Kajütboot vom Typ Atlanta Flamingo. Nach einem wunderschönen Segelsommer auf den Mecklenburger Seen machten die drei im Frühjahr 2001 den Sportbootführerschein Binnen/Motor, der Schein für See folgte im Jahr darauf. Am Tage der Scheinausgabe lag längst der nächste Törn auf dem gebraucht gekauften Boot vom Typ Shark 24 hinter ihnen.

Johannes Erdmann

Im Herbst 2002 entschied Johannes, damals 16 Jahre alt, das Boot in diesem Herbst nicht, wie sonst üblich auf dem Trailer aus Mecklenburg nach Wolfsburg zu ziehen, sondern das es innerhalb einer Woche auf den Kanälen quer durch Norddeutschland nach Hause zu überführen. 18 Schleusen und ein Schiffshebewerk lagen hinter ihm, als er 6 Tage, 350 km und so manche spannenden Erlebnisse später die Leinen in Wolfsburg auf den Steg warf. Die erste Einhandtour, dazu im Herbst ohne Heizung und morgens Kajüttemperaturen zwischen 2 und 4 Grad.

Durch den ersten großen Einhandtörn fürs Fahrtensegeln entbrannt, flog Johannes im Frühjahr 2003 mit 17 Jahren allein nach Teneriffa um als zahlender Gast mit auf einer 48 m langen Barkentine in 6 Tagen hinüber nach Lissabon zu segeln. Der Wind stand die ganze Fahrt über gegenan und mehr als 8 Tonnen Diesel wurden auf der Strecke verheizt - aber der Atlantik war danach kein Fremder mehr.

Die folgenden Sommer verbrachte Johannes auf der Ostsee, lebte in 2003 knapp 4 Wochen auf der Shark, segelte als längsten Einhandtörn einmal Kiel-Eckernförde-Kappeln-Kiel (das sollte auch bis zur Atlantikreise der längste Einhandtörn bleiben...). In 2004 kaufte Familie Erdmann eine bereits 34 Jahre alte Fellowship 27 zum Familiensegeln auf der Ostsee. Das Boot wurde "Maverick" getauft, nach dem Rancher Samuel Maverick, der dafür bekannt war, dass er immer seinen eigenen Weg gegangen ist und sich von niemandem beeinflussen ließ. Die Familie dachte sich bei dem Namen noch nicht viel, aber das Boot sollte ihm noch gerecht werden:

Im Frühjahr 2005 stand Johannes kurz vor dem Abitur, als er überraschend bei der Bundeswehr wegen einer Milchzuckerunverträglichkeit ausgemustert wurde - und damit ein Jahr gewann. Das Studium verzögerte sich außerdem, ein weiteres Jahr wurde gewonnen - und so verlegte Johannes kurzerhand den langjährigen Traum einer Einhand-Segelreise um einige Jahre vor, lieh sich das bereits vorhandene Familiensegelboot, rüstete es innerhalb weniger Monate aus, plante einen Kurs und legte ab.

Zehneinhalb Monate später ging Johannes in Charleston in den USA an Land. 6.400 Meilen lagen hinter ihm, die Karibik, die Bahamas und die USA. Ein Törn um die halbe Welt. Ein Törn, der sein Leben verändert hat.

Wegen dem nahenden Studium verkaufte Johannes, nun 20 Jahre alt, schweren Herzens das Boot erneut über Ebay (für 6.020 Euro!) und kehrte zurück nach Deutschland, wo er kaum einen Monat nach der Rückkehr sein Schiffbaustudium in Kiel aufnahm.

Mittlerweile besitzt Johannes' Familie ein neues Boot, das in diesem Sommer in der Kieler Förde liegen wird. Wieder ist es ein sehr altes Boot, wieder für 6.000 Euro - aber dieses Boot soll tatsächlich in der Ostsee bleiben und in den nächsten Jahren nach Dänemark und Schweden segeln.