Ankunft in Las Palmas / Gran Canaria

Liebe Leser,

während in Wolfsburg gerade der erste Schnee gefallen ist, bin ich heute morgen bei strahlendem Sonnenschein und knapp 25 Grad im T-Shirt in Las Palmas auf Gran Canaria eingelaufen. Vor ziemlich genau einer Woche, am Sonntag dem 20., ist von hier aus die Flotte der ARC (der AtlanticRally for Cruisers, einer Spassregatta für Fahrtensegler) mit 220 Yachten (alle grösser als die Maverick, die gerade so in die Mindestlänge passen würde, aber weil ich allein an Bord bin, dürfte ich nicht mitfahren...) gestartet und nun zum Teil schon halb über den Atlantik gesegelt. Und noch immer trifft man junge Leute, alle 3-4 Jahren älter als ich, die während der Regatta wohl keinen Platz mehr bekommen haben und nun im Hafen eine andere Möglichkeit suchen, einen Platz auf einer Yacht in die Karibik zu bekommen. Alle Wände und Tore sind gepflastert mit Anzeigen "Wanna Crew?". Lustigerweise sprach mich ein junger Däne beim Warten vor dem Hafenmeisterbüro auf Dänisch an. Als ich ein wenig verdutzt zurückschaute, fragte er mich auf Englisch, ob ich denn nicht aus Dänemark sei - zufalligerweise hatte ich ein schwarzes T-Shirt mit einem Grosssegler und der Ueberschrift AERO an, genau aus seiner Heimatinsel - er dachte, er treffe einen Landsmann.

Aber ich fange lieber einmal von vorne an:

Nachdem ich am Dienstag gegen 15.00 Uhr die Kaimauer von Funchal hinter mir gelassen hatte, ging dasselbe Spiel wie auf der Herfahrt wieder los, in einer konfusen See musste ich schon bald die Segelfläche auf "Sturmfahrt" reduzieren, was sich auf einer wie ein wildes Rodeopferd bockenden Maverick als gar nicht so leicht erwies, bevor es dann mit Rauschefahrt um 6 bis 7 knoten mit zweitem Reff im Gross und teilweise weggerollter Genua straight gen Süden ging... Gegen abend flaute der Wind dann überraschend ab, ich konnte Vollzeug setzen. Am nächsten Morgen, am Mittwoch, zog ich dann die bunte und grössere Genua auf, gondelte mit 3 bis 4 Knoten weiter. Am Donnerstag dann - Flaute. Spiegelglatte See und absolut kein Lüftchen, das mich vorantrieb. Trotz meiner Motorallergie (bisher war der Motor auf den 580 Meilen nach Madeira noch keine halbe Stunde gelaufen!) schmiss ich den Diesel an und motorte durch Meilenlange Flautenfelder, bis ich abends um 8 Uhr (und etwa 15 Liter Diesel) auf Wind stiess, der sich im Laufe der Nacht immer mehr steigerte und uns später ab Mitternacht förmlich nach Las Palma fliegen lies! Witzigerweise habe ich am Tag der Motorfahrt zum ersten Mal ein paar Delfine gesehen und auf Video [4,7 MB] festgehalten! Eine gute halbe Stunde lang hat uns eine Schule von etwa 15 Tieren umspielt, ständig sind sie durch die Bugwelle gesprungen und haben sich mit ihr treiben lassen! :-) Herrlich!

Warum machen die sowas nicht, wenn wir segeln? Wale konnte ich heute morgen auch sichten, allerdings nur sehr kleine. Kurz vor Gran Canaria sichtete ich ganz plötzlich drei Tiere an Steuerbord, eines steckte seine Rueckenflosse Free-Willy-mäßig in die Höhe! Bevor ich jedoch ausweichen konnte, sind sie ab- und unter der Maverick durchgetaucht, um hinter mir wieder hochzukommen und das Wasser auszuprusten!

Dann ging es in den Hafen und nachdem ich die elendige Einklariererei hinter mir hatte, nachdem ich gegen mittag einmal wieder weggeschickt worden war, ich solle zwischen 2 und 3 wiederkommen "wenn der Kollege da ist". Von 2 bis 3 hatte der Laden aber geschlossen! Um halb 5 traf ich endlich den Kollegen, dem ich dann ungeduldig in einem Atemzug mein Anliegen vortrug, worauf er nur "slowly, slowly, my english is not that good!" antwortete... Um fuenf Uhr Nachmittags verliess ich dann endlich das Büro mit Papieren UND Duschenschlüssel! Nun kann ich die kommenden Wochen zwischen den Inseln kreuzen und die Buchten und Sandstrände erkunden...

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