Letzte Arbeiten im Mast und Probetörn

Liebe Leser,

gestern war Sonntag und Sonntag ist auf der ganzen Welt nicht nur Ruhe- sondern auch Segeltag. Und auch hier in der Karibik steppt am Sonntag regelmäßig der Bär in der Rodney Bay: Kleine Strandkatamarane flitzen über die Wellen, Jetskis von den Hotelstränden verwandeln das Wasser in eine Rennpiste und die J-24's aus dem Yachtclub in ein Regattafeld... Also nichts wie raus mit der Maverick!

Zuvor stand jedoch noch (gleich NACH dem Frühstück) einen kurze Besteigung des Mastes für mich an, denn eine Leine lief schon seit hunderten von Meilen sehr schwergängig und wollte ausgetauscht werden. Ich komme zwar in den 10 Meter hohen Mast notfalls auch alleine hoch, indem ich mich einem Affen gleich an der blanke Aluminiumröhre hoch ziehe, aber für den Fall dass ich länger dort oben bleiben müsste oder Probleme beim Wechseln der Leine bekomme, bat mir Klaus an, mich mit einem Bootsmannsstuhl hinauf zu ziehen.

Gegen 11 Uhr holte ich also Klaus und Marta am Boatyard mit meinem Dinghy ab und nahm sie mit hinüber auf die Maverick. Schnell war der Stuhl am Großfall (eine Leine, um das Großsegel hoch zu ziehen) befestigt, die Taschen mit Werkzeug gefüllt und schon hing ich in dem Schaukelstuhl am Mast. Währenddessen kam ein Engländer längsseits, der mich - am Mast hängend - ganz interessiert über meine Reise ausfragte, woher, wohin und TATSÄCHLICH in DEM kleinen Boot über den Atlantik?

Witzigerweise stellte sich schnell heraus, dass Klaus und Marta Stuart bereits vor einiger Zeit kennen gelernt hatten und während ich langsam den Mast erklomm und von den beiden gesichert wurde, kam auch Stuart an Bord und half dabei, meine 60 Kg den Mast hoch zu kurbeln. Oben angekommen machte ich mich in luftigen 11,5 Metern ans Werk und schlug einen alten Block am Masttop ab um einen neuen mit dickerer Leine zu befestigen - und sah dabei überrascht, wie Stuart ganz begeistert die Maverick erkundete, er war richtig begeistert, dass ich seit nun fast 5 Monaten auf diesem kleinen Boot wohne. Er selbst segelt eine Swan 48 und wahrscheinlich ist selbst seine Mikrowelle geräumiger als die Kajüte der Maverick... Und gerade das schien ihn zu beeindrucken - schwupps, war er gleich unter Deck verschwunden...

Nach einigen Minuten Kampf mit einem festgegammelten Bolzen und einigen Fotos aus der Luft war das neue Fall angeschlagen und ich wurde langsam, auf dem Rückweg alle Wanten und Beschläge auf Beschädigungen prüfend (wenn man schonmal oben ist...) wieder hinab gelassen. Nun konnte es losgehen! Das Vorsegel wurde angeschlagen, alle Schoten klar gemacht und schon sprang der alte, aber unglaublich zuverlässige Diesel wie gewohnt schon beim Schlüsselrasseln an, beinahe als hätte er schon den ganzen Tag darauf gewartet.

Schnell brachte Klaus mein Schlauchboot zurück ins Boatyard (damit wir es nicht schleppen müssen), wo wir ihn nach dem Aufholen des Ankers eine Minute später am Tankkai aufnahmen. Es tat mir ein bisschen leid, den Anker nun aufzuholen, denn gerade hatte er sich richtig schön fest gezogen und saß gut. Beim letzten Ankern hatte der Anker einige Male nicht richtig gehalten und ich bereits vermutet, ich hätte ihn zufällig in einem versenkten Einkaufswagen geworfen, der nun über den Grund rollt... Vorgestern morgen war ich noch sehr überrascht, als ich nach einer Fahrt mit dem Dinghy zum Einkaufen zurück zur Maverick kam und sie plötzlich auf der rechten Seite neben einem Katamaran lag, obwohl ich auf der linken geankert hatte...

Mit Klaus und Marta an Bord ging es hinaus in die Bay. Hoch die Segel, Schoten dicht und schon rauschten wir mit etwa 5 Knoten am Pidgeon Point vorbei gen Norden, genau auf Martinique zu. Nach etwa einer Stunde wendeten wir zurück auf Kurs Süd, segelten an der Rodney Bay vorbei und kreuzten wieder hinein, bis direkt vor den Badestrand der Hotels, vor dem wir die Segel bargen und zurück in die Lagune motorten. Alles funktionierte wirklich hervorragend, die Segel standen toll, die Maschine lief wie eine Fabrikneue und der (vorgestern noch bis in die Nacht hinein montierte) Windgenerator lieferte eine Menge Strom, sodass ich nun nie wieder Kerzen brauchen werde. Toll! :-) Auch das Ankermanöver klappte gleich beim ersten Mal, ich scheine den Anker wohl zufällig in das alte Ankerloch zurück geworfen zu haben ;-)

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